Die Michelstädter Flugshow beweist reichlich Anziehungskraft – Unterhaltsames und lehrreiches Fest
[Quelle: Odenwälder Heimatzeitung vom 13. August 2001 Seite 12]
Der Flugplatz am Waldhorn war am Wochenende kaum wieder zu erkennen. Denn heftiger Besucherandrang verwandelte den sonst so idyllischen Flecken in einen betriebsamen Platz. Bereits am Samstagmittag drängten sich knapp 20 000 Besucher zur Fiber-Classics-Airshow eines Modellbauunternehmens. Sie kamen aus allen Teilen der Bundesrepublik, manche fuhren mitten in der Nacht zu Hause los, um rechtzeitig im Odenwald zu sein.
Geboten bekamen sie eine spektakuläre Flugschau, eröffnet von Fallschirmspringern aus Mainbullau. Im Anschluss wechselten sich Großflieger und Modelle ab. Das Glanzlicht der Veranstaltung, die GeeBee R-2, stand zu diesem Zeitpunkt noch ohne Fahrwerk im Hangar. Ihr Pilot Delmar Benjamin war am Abend zuvor in Michelstadt gelandet, zum ersten Mal auf einer Piste mit weniger als 1000 Meter Länge. Er setzte einen Moment zu früh auf, kam dadurch auf das schräge Stück der Landebahn und verbog seiner Maschine ein Fahrwerk. In einer nächtlichen Aktion wurde der Schaden behoben – und am späten Nachmittag präsentierte sich die dicke „Humrnel“ den Besuchern.
Aber auch zuvor jagte ein Blickfang den nächsten. Modelle zeigten atemberaubende Kunststückchen, tänzelten auf dem Heck über die Piste, flogen Kapriolen und Figuren, die mit bemannten Fliegern unmöglich sind. Von den drei Modell-GeeBees, die an den Start gingen, kam eine nicht hoch, sondern fiel – ganz GeeBee typisch – nach vorne um. Beeindruckend war das Modell einer B-29 mit neun Meter Spannweite, acht Meter Länge und 220 Kilogramm Gewicht das größte Modell auf dem Platz. Weltmeister Wolfgang Klühr ließ seine Mig-29 ein weiteres Mal über das Waldhorn düsen.
Weiter oben am Himmel flog die Aerotriga aus Ungarn eine faszinierende Formation. Segler tanzten zu Musik in den Wolken, die „Tante Ju“ überflog das Gelände gleich mehrfach, Klaus Schroth, der Freistil-Weltmeister im Kunstflug und Flugkapitän bei der Lufthansa, ließ seinen Flieger, eine Extra 330, über das Leitwerk rückwärts abrollen und trudelte nicht nur abwärts, sondern auch aufwärts. Traurig schaute der achtjährige Nico seinem Vater Ralf Niebergall in der Siai Marcetti F260 hinterher – der kleine CoPilot durfte nicht mitfliegen, das ist bei Vorführungen verboten.
Eine faszinierende Show boten Walter und Toni Eichhorn, Vater und Sohn, mit ihren – AT6F. Klassischen Kunstflug zeigte die einzige Frau am Start, Angelika Heiß, mit einer Extra 200. Eine Extra 300 flog der Niederländer Frank Versteegh mit viel Rauch und Showeffekten, senkrecht rauf und im freien Fall wieder runter. Die Yak 11, das Kampfflugzeug aus dem Jahr 1946, heizte mit 700 PS und 600 Stundenkilometern über den Platz.
Laut wurde es, als die Breitling?Fighters am Horizont auftauchten, die vier Kampfflieger ließen Erinnerungen an den Film Pearl Harbour wach werden. Das tschechische Skybox Team beschloss die Vorführungen der Großflieger mit einer weiteren spektakulären Show und vier Bed-Bull-Zlins. Im Anschluss flogen noch weitere Modelle, bei Einbruch der Nacht die „Nightfirebirds“, 15 Piloten mit ihren Modellen sorgten für ein buntes Feuerwerk.
Zu allen Fliegern, ob Modell oder Großflieger, gaben die Moderatoren Informationen und Hintergründe preis, ebenso lehrreich wie unterhaltsam. Zudem gab’s Flieger und Helden zum Anfassen, Marktbuden mit allem Möglichen rund um die Fliegerei, jede Menge Essenund Getränkestände. Ganz so fröhlich wie geplant wurde die Fliegerparty allerdings nicht, der traurige Verlust eines Kollegen am Nachmittag ging auch an den Piloten und den Anhängern ihrer Künste nicht spurlos vorbei.